In Berlin gibt es seit letztem August einen neuen Laden. Nicht unweit des Helmholtzplatzes hat sich Marchi Salgado einen Traum erfüllt. Sie wollte nicht länger hinnehmen, dass wir die Natur mit unserem Müll zerstören. Daher bietet sie in ihrem Geschäft „Palm Studio„ Schönheits- und Wellnessprodukte des täglichen Bedarfs zum Nachfüllen an. Ganz nach dem Motto „Nachfüllen – nicht zumüllen“ können wir so nicht nur uns, sondern auch Mutter Erde etwas Gutes tun. Ich habe mich mit Marchi zusammengesetzt und sie über ihr Geschäftskonzept, ihre Bestseller und die Herausforderungen eines grünen Business ausgefragt.
Was genau ist Palm Studio?
Das Ziel von Palm Studio ist es, ein bisschen von dem Müll, den wir im Alltag produzieren, zu reduzieren. Wir nutzen täglich so viele Pflege- und Wellnessprodukte – von der Gesichtscreme über Shampoo bis hin zu Körperölen – und dabei fällt natürlich auch jede Menge Müll an. Das wollte ich gerne ändern. Wir werden immer Pflegeprodukte nutzen und da dachte ich mir: warum diese nicht einfach nachfüllen? Ich biete verschiedene Produkte an: Shampoo, Conditioner, Körperseife, Gesichtsreinigung sowie Cremes und Öle für das Gesicht. Aber auch konzentrierte Öle, die für die Duftlampe und Inhalation geeignet sind und therapeutische Wirkungen haben.
Wie genau funktioniert das Nachfüll-System?
Wir machen einen Tausch. Du bringst die leere Flasche zurück und erhältst eine neue. Wenn man einkaufen geht, hat man ja gerne etwas Neues. Außerdem ist das Wasser in Deutschland so kalkhaltig, dass die Flaschen schnell weiße Flecken bekommen, wenn man sie selber reinigt und das ist nicht schön. Daher reinige und sterilisiere ich die Flaschen und nutze sie dann wieder.
Kannst Du ein bisschen mehr zu dem Reinigungsprozess sagen?
Zunächst einmal warte ich bis ich eine größere Menge an leeren Flaschen habe, denn jede einzelne zu säubern wäre zu aufwendig. Aber auch so ist es viel Handarbeit, erstmal alles sauber und die Aufkleber abzumachen. Die Flaschen werden anschließend bei über 130° C erhitzt, um sie zu sterilisieren. Dann werden sie wiederverwendet. Ich war schon immer sehr pingelig, was Sauberkeit angeht. Die Hygiene ist mir sehr wichtig! Daher ist es zwar ein bisschen langwierig, aber, hey, warum nicht! Ich mache lieber das, als unsere Meere zuzumüllen.
Woher kommen die Inhaltsstoffe deiner Produkte?
Alle Produkte sind Bio zertifiziert. Ich arbeite momentan mit ein paar wenigen Unternehmen zusammen. Ich suche sie danach aus, ob sie die die gleichen Ziele verfolgen und Werte haben wie ich. Sie sitzen an verschiedenen Orten dieser Welt. Sowas wie Tamanu Öl gibt es ja nicht in Deutschland. Die Basen für die Shampoos und Conditioner kommen zum Beispiel aus England. Ich habe viel nach Basen recherchiert, die ich mag und die nicht nur für uns gut sind, sondern auch für die Umwelt. Der Umweltaspekt war für mich sehr wichtig. Als Peruanerin bin ich ein großer Fan von Pachamama, der Mutter Erde. Wir sollten immer darauf achten, sie so zu behandeln, wie sie uns.
Was kaufen die Kund*innen denn am meisten?
Das kommt drauf an. Für jeden Bereich gibt es Produkte, die gerne gekauft werden. Das eine Bestseller Produkt gibt es nicht. Bei den Ölen sind Tamanu und Jojoba sehr beliebt. Bei den schon gemischten Produkten verkauft sich das Öl gegen Kopfschmerzen sehr gut. Man reibt es einfach auf die Schläfen oder den Nacken und das lindert die Schmerzen. Wir sind es so gewohnt, direkt bei jedem Wehwehchen zu Medikamenten zu greifen. Aber das ist wieder unnötiger Plastikmüll und zusätzlich schadet es uns auch noch. Ein weiteres Produkt, das die Kundschaft sehr gerne mag, ist das „Anti-Spuk“-Spray. Es beruhigt und hilft Kindern, selbstverständlich auch Erwachsenen, besser einzuschlafen. Bei den Shampoos lieben alle das „Lava Lem“, ein neutrales Shampoo, das nach Lavendel und Zitrone riecht. Auch das Anti-Schuppen Shampoo kommt sehr gut an.
Was würdest du sagen, ist das Schwierigste, ein grünes Unternehmen aufzubauen?
Wahrscheinlich, es alleine zu machen. Ich habe zum Glück die Unterstützung meines Mannes. Er hat zum Beispiel die Labels entworfen. Auch ist es manchmal schwierig, sich bewusst zu machen, was alles zu den eigenen Überzeugungen passt. Für mich war es relativ einfach, ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen, da ich schon immer grün gedacht habe. Aber damit das Unternehmen überleben kann, muss ich natürlich meine Produkte verkaufen. Und da muss man schon mal schauen, was man mit seinem Nachhaltigkeitsanspruch vertreten kann. Zum Beispiel fragen mich manche Leute, warum ich meine Produkte nicht auch online verkaufe. Aber das würde nicht zu meinen Überzeugungen passen. Denn so entsteht ja auch wieder Müll. Darüber hinaus ist es für mich wichtig, einen lokalen Laden zu haben, Teil der Nachbarschaft zu sein.
Und was ist das Schönste daran, ein grünes Unternehmen aufzubauen?
Wenn ich die Flaschen zurückbekomme! Es macht mich einfach richtig glücklich, wenn Leute die Flaschen zurückbringen und sie möchten, dass sie nachgefüllt beziehungsweise ausgetauscht werden. Großartig ist auch, wenn sie realisieren, dass sie das ganze synthetische Zeug nicht brauchen, sondern, dass uns Mutter Erde genau das gibt, das wir benötigen. Deshalb ist es für mich auch wichtig, nicht zu teuer zu sein. Die Produkte sollen für jeden leistbar sein, nicht nur für die Elite oder diejenigen, die sich Bio leisten können.
Wer inspiriert dich?
Ich glaube, die Leute, die mich am meisten inspiriert haben, sind die, die den ganzen Müll wegschmeißen. Das hat mich dazu gebracht, etwas zu ändern. Ich hoffe, dass ich mit gutem Beispiel voran gehen und andere dazu motivieren kann, weniger Müll zu produzieren. Und nicht zu vergessen Lauren Singer [von dem Blog Trash is for Tossers], die komplett Müllfrei lebt. Ich habe vor ein paar Jahren ein Video von ihr gesehen und dachte mir, wenn sie das schafft, dann schaffe ich das auch.
Was hast du für die Zukunft geplant?
Im Moment entwickle ich Deos für den Sommer. Generell möchte ich neue Produkte anbieten, neue Sachen ausprobieren, wie zum Beispiel Putzmittel. Es ist zwar einfach selber herzustellen, aber viele machen es eben doch nicht, weil ihnen die Zeit oder die Lust fehlt. Naja, und vielleicht kann ich helfen und sie anbieten. Dafür bin ich da.
Hast du einen Tipp für Leute, die nachhaltiger leben möchten?
Mein Tipp ist, gut zu überlegen, bevor man etwas kauft. Und die Sachen, die man kauft auch in Hinblick auf den Müll, der dadurch entsteht zu sehen. Von Klamotten über Essen bis hin zu Hygieneartikeln. Es ist so einfach jeden einzelnen Tag einen Unterschied zu machen. Außerdem gibt es Läden, die einem dabei helfen, weniger Müll zu produzieren. Es geht darum, sich wirklich bewusst zu machen, wo man am meisten Müll produziert.
Ein ganz konkreter Tipp jetzt, wo der Sommer kommt und es wieder Zeit für Eis wird, auf Becher und diese kleinen Plastiklöffel zu verzichten und das Eis lieber in der Waffel zu kaufen. Wenn ihr die Waffel aus was für Gründen auch immer nicht essen möchtet, dann zerbröselt sie und verfüttert sie an Vögel. Das ist allemal besser, als wenn sie Zigarettenstummel und so etwas essen. Es sind kleine Dinge, wie diese, die wichtig sind. Ich glaube, man muss einfach mehr darüber nachdenken. Ja, einfach darüber nachdenken.
Tausend Dank, liebe Marchi!
Dieser Beitrag stellt ein tolles nachhaltiges Unternehmen vor, und kann daher als Werbung gesehen werden. Ich möchte aber betonen, dass ich dafür kein Geld bekomme. Ich stelle nur das vor, von dem ich selber überzeugt bin.
Besucht Palm Studio hier:
Schliemannstraße 14A
10437 Berlin