Auf sieben Säulen fußt das Konzept des Ladens „DER SACHE WEGEN“, der im Dezember 2018 im Prenzlauer Berg in Berlin die Türen öffnete. Die Gründerinnen Sima Kaviani und Christiane Sieg bieten in ihrem Laden Produkte an, die nicht nur plastik-, sondern auch tierleid-, und palmölfrei sowie bewusst, bio, regional und fair sind. Sie wollen damit mehr sein, als ein Unverpackt-Laden. Sie möchten informieren, vernetzen und damit sowohl im Kiez als auch allgemein in der Gesellschaft eine Veränderung anstoßen. Hört sich gut an? Finde ich auch. Daher habe ich mich mit Sima zusammengesetzt und mit ihr über den Laden und das Konzept gesprochen.
Was ist „DER SACHE WEGEN“?
Der Gedanke hinter dem Laden ist, dass jeder von uns mehr Verantwortung für Menschen und Natur übernehmen muss. Wir möchten sowohl Verbraucher*innen als auch den Einzel- und Großhandel dazu bewegen, mehr darauf zu achten, was hinter jedem Produkt steckt. Wo kommt es her, was ist drin, welche Auswirkung hat es auf die Umwelt und werden bei der Produktion Menschenrechte eingehalten? Wir sollten mehr hinterfragen – und zwar ganzheitlich und die gesamte Lieferkette entlang, von der Produktionsstätte bis hin zu uns. Deswegen möchten wir auch mehr als nur ein Unverpackt-Laden sein.
Ihr sucht eure Produkte auf Grundlage von sieben Säulen aus. Was steckt dahinter?
Unsere sieben Säulen sind: plastikfrei, bio, palmölfrei, tierleidfrei, bewusst, regional und fair. Leider gelingt es nicht immer alle sieben einzuhalten. Zum Beispiel kann man regional natürlich nicht immer garantieren, da nicht alles in Deutschland angebaut werden kann.
Woher kommen eure Produkte?
Das ist schwierig zu beantworten, weil unsere Produkte überall auf der ganzen Welt angebaut werden. Wir bekommen sie meistens von Großhändlern, die in Großgebinden liefern. Einer dieser Großhändler, mit dem wir zusammenarbeiten versucht gerade auf Mehrwegsystem umzustellen. Unser Ziel – und das aller Unverpackt-Läden – ist, dass wir mit einem Mehrwegsystem arbeiten, bei dem Produkte immer in Großgebinden und wenig Verpackung hin und die Behälter immer wieder gereinigt und wieder befüllt werden.
Die Produkte kommen also auch nicht unverpackt bei euch an, es entsteht also Müll?
Genau. Die Frage wird uns tatsächlich sehr oft gestellt, weil Kund*innen gehört haben, dass angeblich viele Läden in kleinen Plastiktüten bestellen und sie dann im Laden umfüllen. Das machen wir natürlich nicht. 70% unserer Produkte werden in Papiertüten, die 25 Kilogramm fassen, geliefert. Die Nudeln oder auch Datteln, die besonders süß und klebrig sind, sind nochmal in Plastik eingehüllt. Aber das sind natürlich 10 Kilogramm Tüten, nicht die kleinen, die man kennt. Wir versuchen, hier aber auch nochmal umstellen.
Wie sieht es mit der Hygiene aus, wenn die Produkte hier relativ offen rumstehen?
Die Bulk-Bins [die Behälter, aus denen man die unverpackten Produkte entnehmen kann] werden regelmäßig – nach jeder neuen Charge – sauber gemacht und dann neu befüllt. Wenn wir die Bins oder auch die kleinen Bonbon-Gläser, die wir zum Beispiel für Trockenfrüchte nehmen, nachfüllen, müssen wir natürlich bestimmte hygienische Voraussetzungen erfüllen. Eine 100% Garantie, dass mal doch eine Kundin oder ein Kunde reinfasst oder etwas reinfällt kann man natürlich niemals geben. Aber das ist zum Glück noch nie passiert. Wenn wir das sehen sollten, dann müssten wir den gesamten Inhalt austauschen.
Wie sieht die typische Kundschaft aus, die hier einkauft?
Das kann man tatsächlich so gar nicht beantworten. Unsere Kundschaft ist total durchmischt und das gefällt mir sehr. Schüler*innen, Student*innen, ältere Leute, es kommen wirklich alle. Auch schon ganz kleine Kids, weil sie in der Schule zum Beispiel über Plastik im Meer lernen und die Plastikthematik in Wochenprojekten auseinandernehmen. Die bringen dann wiederum ihre Eltern mit.
Euch gibt es jetzt knapp ein halbes Jahr. Was ist denn die größte Herausforderung dabei, ein grünes Unternehmen aufzubauen?
Die geeignete Lage zu finden war nicht so einfach und auch die Suche nach Produkten, die unseren Werten entsprechen, hat viel Zeit gekostet. Aber die größte Herausforderung war sicherlich das Geld. Es ist finanziell einfach ein großes Ding, so einen Laden aufzumachen. Ein paar Unverpackt-Läden mussten ja auch leider wieder schließen. Die Konkurrenz ist sehr groß. Zum einen durch die Bioketten, die Unverpackt-Ecken einführen, aber auch Preise drücken und zum anderen durch die Lieferservices, die nur ein paar Cent oder Euro mehr kosten. Als kleiner Unverpackt-Laden, in dem man seine Sachen selber befüllen und nach Hause tragen muss, kann man da eventuell nicht mithalten, weil doch viele Menschen gemütlich geworden sind.
Aber es funktioniert ja doch ganz gut, oder? Es sind ja immer viele Leute hier.
Ja, es funktioniert ganz gut, aber dennoch muss es definitiv mehr werden.
Und was ist das Schönste daran, so ein eigenes Unternehmen aufzubauen?
Wir waren auf jeden Fall superfroh, als wir gesagt haben: „Am 12.12. ist Stichtag, da machen wir auf!“ Wir wollten zeigen, dass es auch in der Großstadt möglich ist, seinen Müll zu reduzieren. Es ist echt ein schönes Gefühl, dass wir den Leuten was mitgeben und sie inspirieren können.
Was habt ihr in Zukunft geplant?
Nachdem wir den Laden umstrukturiert haben und alles so steht, wie wir es wollen, werden wir langsam Stammtische zu umweltpolitischen Themen und DIY Workshops einführen. Wir wollen nicht nur ein Unverpackt-Laden sein. Eines unserer Ziele ist es, die Leute auch über die ganze Problematik, die dahintersteckt, zu informieren.
Es gibt ja mittlerweile über 40 Unverpackt-Läden. Ist unverpackt einkaufen massentauglich geworden?
Ich sehe definitiv eine positive Entwicklung in der Gesellschaft, die aber noch nicht die breite Masse erreicht hat. Noch ist unverpackt einkaufen eher ein Nischentrend, aber das muss ja nicht so bleiben. Um das zu erreichen, ist der Austausch zum Thema und Bildung wichtig. Deshalb begrüßen wir auch immer Schulklassen, wenn sie hier eine Führung machen und sich das alles angucken. Plastik sehen wir als ein Riesenproblem und es muss reduziert werden. Unverpackt-Läden helfen dabei, da sie den Einzelhandel und die Großhändler beeinflussen, die Produktionsstätten dahingehend umzustellen, mehr mit Mehrwegsystemen zu arbeiten oder Papiertüten statt Plastik zu nutzen. Daher kann es nicht genug Unverpackt-Läden geben.
Hast Du einen Tipp für Leute, die nachhaltiger leben möchten?
Na, bei uns einkaufen kommen, was sonst? Allerdings sollte man versuchen, Schritt für Schritt umzustellen. Das heißt, erstmal alles, was man noch zu Hause hat aufessen oder aufbrauchen. Wir leben ja schon in einer Wegwerfgesellschaft und dem wollen wir entgegensteuern.
Vielen Dank, liebe Sima!
Dieser Beitrag stellt ein tolles nachhaltiges Unternehmen vor, und kann daher als Werbung gesehen werden. Ich möchte aber betonen, dass ich dafür kein Geld bekomme. Ich stelle nur das vor, von dem ich selber überzeugt bin.
Besucht „DER SACHE WEGEN“ hier:
Lychener Straße 47
10437 Berlin
Weitere Infos? Dann mal hier lang:
Eine Übersicht über Läden, in denen ihr unverpackt einkaufen könnt, findet ihr bei Wasteland Rebell: https://wastelandrebel.com/de/liste-unverpackt-laeden/
Folgende Dokus zum Thema Plastik kann ich empfehlen: Plastic Planet (http://www.plastic-planet.de/) und Plastic Oceans (https://plasticoceans.org/)
Warum Palmöl schlecht ist, könnt ihr unter anderem in diesem Artikel nachlesen: https://utopia.de/ratgeber/palmoel-beim-einkauf/
Jede Menge Infos zum fairen Handel gibt es auf dem „Forum Fairer Handel“: http://www.forum-fairer-handel.de/
Und zuletzt noch einen tollen Artikel von „Justine went calm and went vegan“ über die Unsinnigkeit, dass fair, bio und nachhaltig nicht mehr normal ist: https://justinekeptcalmandwentvegan.com/2018/02/real-talk-seit-wann-ist-es-normal-dass-nicht-bio-nicht-fair-nicht-nachhaltig-nicht-oeko-normal-ist/